Storyseller | Teil 1: Storybranding

Storyselling – a new way of Marketing? Dass Marken Zeitanpassungen unterliegen, dürfte naheliegen und ist schon seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannt, als es mit dem modernen Marketing erst richtig losging. Dass Marken Stabilität (Kundenbindung) durch Vertrauen schaffen auch. Und dass mit Marken Erlebnisse und damit emotionalisierendes Erleben geschaffen wird, dürfte auf jeden Fall durch den Marlboro-Mann oder der Camel-Filter (Ich geh meilenweit für …) zumindest den Älteren noch bekannt sein. Ja, damals war Fernsehwerbung für Tabak noch erlaubt. Was zeigt uns das also? Es zeigt, dass die modernen, überwiegend englisch konnotierten Begriffe im Grunde genommen nichts Neues sind außer alter Wein in neuen Schläuchen und dass die neuen Erkenntnisse darauf hinweisen, dass allenfalls Eulen nach Athen getragen werden. Ein Blick in die zeitgenössische Marketingliteratur, wie sie auch heute noch Pflichtlektüre unter den Studierenden ist, zeigt, dass die Auguren der 80er Jahre noch immer Bestand haben. Was ist aber nun anders, wenn sich schon der Mensch nicht ändert in seiner Wahrnehmung, in seinem emotionalen Erleben, in der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen und in seinen Handlungsabsichten. Auszumachen sind zumindest vier Faktoren: die Informationsmenge, die heutzutage bereitgestellt wird und die primär bedingt ist durch das Internet und Social Media-Plattformen, die Geschwindigkeit der Informationswechsel durch das Überangebot und die Anzahl der zu konsumierenden Produkte und Dienstleistungen, die mit zunehmender Globalisierung zu enormen Wettbewerbsdruck führt. Und last but not least ist es die Technik, die es erlaubt neue Berührungspunkte, so genannte Touchpoints, zu generieren, um so eine in sich stimmige und an den Interessen der Unternehmen wie der Kunden ausgerichtete Customer Journey zu initiieren. Um sich von anderen abheben zu können, werden Marken also immer wichtiger.

Worum geht es also im Buch Storyselling? Es geht um nichts anderes, als Markenaufbau und Markenführung ins 21. Jahrhundert zu verorten. Was sind also Storyseller? Es sind Marken, die in Menschen ein bestimmtes Gefühl erzeugen sollen, die Menschen sollen sich nicht nur mit dem Produkt identifizieren können, sondern auch mit den Werten, die das Unternehmen hinter dem Produkt vermittelt. Storyseller sollen lange wirken, um als Anker zu dienen, sollen eine persönliche Beziehung aufbauen, und: Storyseller wollen ihre Marke auch verkaufen – natürlich. In diesem Buch werden im ersten Teil nicht weniger als 21 Marken vorgestellt, die ein besonderes Erleben erzeugt haben und die einen Orientierungsrahmen geben könnten.

Im zweiten Teil des Buches geht es um die die Voraussetzungen zum Storyselling, der Marke selbst, dem Markenbranding. Hier werden Wege aufgezeigt, wie der Markenkern auszusehen hat, für welche Werte sie steht und was sie einzigartig macht, um langfristig Bestand zu haben.

Das Buch ist sehr empfehlenswert, gibt es doch eine Standortbestimmung für Marketer und Unternehmen, die versuchen, sich oder ihre Produkte und Leistungen einzigartig zu machen, um letztlich erfolgreich zu sein. Für junge, dynamische Marketingakteure wie auch für alte Hasen, die sich auf die modernen Zeiten einstellen möchten.

Stieber, Ralph
München 2022
broschiert, 473 S.
Verlag Vahlen
ISBN 978-3-8006-6354-5
29,80 €